In einer Welt, auf der der Boden tödlich ist, haben die technologisch hochentwickelten Ahnen den Menschen Flügel geschenkt und sie dort angesiedelt. Die Menschen leben in Nestern organisiert auf Bäumen und streben nicht nach Reichtum und Macht. Eines Tages fliegt ein Mensch, Owen, bis zum Himmel, eine nie aufreißende Wolkendecke, durstößt sie und sieht die Sterne. Seine Erzählungen von den Sternen verändert die Menschen und die Geschichte nimmt ihren Lauf.
Eines Menschen Flügel ist für mich eine besondere Geschichte, die man keinem Genre so wirklich zuordnen kann. Es wirkt wie ein Fantasy Buch, da eine komplette Welt mit geflügelten Menschen sehr detailliert beschrieben wird. Auf der anderen Seite ist diese Tatsache unter Anderem den technischen Hilfsmitteln und der Forschung der Ahnen zu verdanken und kann daher im Sci-Fi Bereich angeordnet werden.
Das Buch ist mit seinen 1264 Seiten ziemlich dick und ich habe ziemlich lange dafür gebraucht, aber jede Seite ist es wert gelesen zu werden und gegen Ende hätten es sogar fast noch ein paar mehr sein können.
Am meisten hat mich die Erzählweise fasziniert. Das Buch möchte nicht von der ersten Seite an Spannung aufbauen, sondern gibt einen sehr detaillierten Einblick in das Leben der geflügelten Menschen und führt die Protagonisten langsam ein. Wobei Protagonisten auch das falsche Wort ist. Die Geschichte wird aus der Sicht sehr vieler, verschiedener (es sind bestimmt um die 20 verschiedene) Personen erzählt. Einige bleiben nur für einige Seiten in der Erzählperspektive, bei einigen streckt sich das über 100 Seiten. Vor allem an Anfang knüpfen die Erzählsicht des nächsten Charakters an der des vorherigen nahtlos an und in den meisten Fällen wurden die Personen vorher schon eingeführt. So beginnt das Buch aus der Sicht von Owen, dann übernimmt seine Frau Eiris und nach der Geburt des gemeinsamen Sohns Oris, wird die Geschichte aus seiner Perspektive weitererzählt.
Sehr begeistert hat mich an dem Buch auch die sehr genaue, detailreiche Beschreibung der Welt. Man erfährt außerdem sehr viel über das Leben und die verschiedenen Stämme, die über den gesamten Kontinent verteilt sind. Veranschaulicht wird dies, durch eine (wunderschöne) Karte am Anfang des Buches. Allerdings hatte ich am Anfang, als sich die Geschichte nur in einer kleinen Region abgespielt hat, manchmal Schwierigkeiten mir die Entfernungen vorzustellen, da bestimmte Orte dieser Region nicht eingezeichnet sind. Allerdings ist die Karte ab ca. dem ersten Viertel vollkommen ausreichend um sich in der Welt zurechtzufinden.
Mir hat das Buch sehr gut gefallen, weil mir das Eintauchen in die Welt sehr viel Spaß gemacht hat. Wer sich allerdings einen großen Spannungsbogen mit vielen Plot-Twists wünscht, ist bei diesem Buch aber an der falschen Adresse. Es kommt Spannung auf, aber eher ab der Mitte des Buches und das Buch hat mich nicht wegen seiner Spannungskurve gefesselt, sondern mit seiner Erzählweise verzaubert. Auch die sprachliche Gestaltung passt sich der Welt an und ist meiner Meinung nach perfekt gelungen.
Eines Menschen Flügel gehört definitiv zu meinen Jahreshighlights 2021, da es so anders ist als andere Bücher und es mir Spaß gemacht hat in diese Welt einzutauchen und so viele verschiedene Charaktere kennen lernen zu dürfen.